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In alten Dokumenten wird die Gegend in der Siegaue, die unmittelbar an der
Grenze zu Weidenau liegt, "Beim Reckhammer" genannt. Sie liegt siegabwärts neben
der Blashütte. Diese beiden Areale waren auch wirtschaftlich verbunden.
Eisenhammer Tiefenbach
Um aus dem in der Blashütte erzeugten Roheisen ein schmiedbares Eisen zu machen, wurde es im Hammerwerk im Frischfeuer erhitzt und in Stangen ausgeschmiedet. Diese Eisenstangen waren das Material für weiterverarbeitende Firmen. Der Handel lag in der Hand von Fuhrleuten. Jung-Stilling schreibt dazu:
"Die Siegerländer verfertigen ihr Stabeisen und stellen es an die Wand und so gleichsam zum Verkauf hin. Zwischen dem Herzogtum Berg und dem Nassau-Siegenschen liegt das Sauerland. Es ist sehr unfruchtbar und bringt nur Hafer zum Futter der Pferde hervor, sodass also den dortigen Bauern das Pferdehalten nicht schwer wird. Diese sind nun eigentlich alle Eisenhändler; besonders diejenigen, welche um die Landstraße wohnen. Ein jeder hat nun ein Kapitälchen von dreissig bis fünfunddreißig Reichsthaler, womit er seinen Handel fortzusetzen im Stande ist.
Des Morgens schirrt er sein Pferd an, nimmt sein Geld und fährt nach Nassau. Dort kauft er sich, wo er will, eine Karre Eisen. Mit dieser fährt er am selbigen Tag noch nach Hause, damit er die Nacht mit seinem Pferde wieder in eigener Kost sei. Des anderen Morgens fährt er mit dem Eise fort. Abends kommt er an ein Wirtshaus auf der Bergischen Grenze, wo er übernachtet. Den dritten Tag fährt er ins Bergische, verkauft sein Eisen und kehrt wieder zurück bis an das gedachte Wirtshaus. Am vierten Tage kommt er wieder zu Hause an."
Den Eisenhammer Tiefenbach gab es wahrscheinlich schon so lange wie die benachbarte Tiefenbacher
Blashütte, also mindestens seit dem 15. Jahrhundert. Über die frühe Zeit
wissen wir nicht viel. 1846 wurde der Hammer abgerissen. In seiner langen Betriebszeit
hat er ausschließlich Stabeisen produziert. Im Jahr wurde an 240 Tagen gearbeitet.
16 Stunden war die Schmiedezeit pro Tag, manchmal auch 24 Stunden. Die Belegschaft
umfasste in den letzten Jahren 15 Arbeiter.
Drahtzieherei Tiefenbach
Anfang des 19.Jahrhunderts betrieb die Firma Achenbach & Hövel beim Eisenhammer
eine kleine Drahtzieherei, die aber keine größere wirtschaftliche Bedeutung bekam.
Schraubenfabrik Tiefenbach
1817 kam zu der Drahtzieherei noch die Produktion von Holzschrauben. Die Belegschaft
bestand 1820 aus 9 Arbeitern.
Walz- und Puddelwerk
Die Firma Achenbach & Hövel (A&H) in Haardt baute Anfang der 1880er Jahre auf dem
Gelände des alten Eisenhammers ein Walz- und Puddelwerk. Die Achenbachs stammten
ursprünlich aus Kaan-Marienborn, waren innovative und erfolgreiche Unternehmer
und nahmen neue technische Entwicklungen auf. Der Puddelofen hatte das Frischfeuer ersetzt
und so konnte mehr und besseres Eisen erzeugt werden. Durch das Walzwerk wurde die Herstellung von
Blechen möglich, bis heute eine Siegerländer Spezialität. A&H wurde
Ende der 1850er Jahre von der Weidenauer Firma Menne & Co übernommen. 1897 wurde das Werk
geschlossen.
Kleineisenwerk Tiefenbach, Fritz Wrede
Auf den Flächen des ehemaligen Walz- und Puddelwerkes ließ Wrede die alten Gebäude
abreißen und errichtete neue, moderne Hallen für die Herstellung von Nieten.
Mit der Nietenfabrikation war die Umstellung von der eisenschaffenden Industrie in
die eisenverarbeitende Industrie, wie beim vormaligen Walzwerk, gelungen.
Mit der Produktion von Blechen und Nieten waren hier am Ort die Grundlagen für die
Herstellung großer Stahlkonstruktionen gegeben. Mit der Inflation 1923 und den
sich anschließenden Krisenjahren bekam die Firma Probleme. 1938 wurde sie aus dem
Handelsregister gelöscht. Die Verwendung von Nieten ging zurück, das Schweißen
verbreitete sich im Stahlbau. Dr. Ernst Menne entwickelte die autogene Brenntechnik.
Dadurch lassen sich Bleche leicht zurechtschneiden. Sein Bruder betrieb damals das
Puddelwerk in Tiefenbach.
Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg
Die Firma Josef Fischer GmbH begann 1950 mit Blechzuschnitten. In den 1960er Jahren
wurden neue Hallen erstellt, heute an ihren roten Klinkerfassaden erkennbar. Als 1970
das Werk für Trapezprofile in Deuz eröffnet wurde, endete die Produktion in
Dreis-Tiefenbach.
In einem kleinen Steinbruch, direkt an der Straße, eröffneten zwei Brüder die Gebr. Kunze OHG
im Jahre 1947. Aus dieser sehr einfachen Werkstatt ist die Firma Kunze in der Austraße
entstanden, die hochspezialisierte Werkzeuge in CNC-Technik herstellt.