Beim Reckhammer     

Ein digitaler Infopunkt des Heimatvereins "Alte Burg" Dreis-Tiefenbach e.V.

In alten Dokumenten wird die Gegend in der Siegaue, die unmittelbar an der Grenze zu Weidenau liegt, "Beim Reckhammer" genannt. Sie liegt siegabwärts neben der Blashütte. Diese beiden Areale waren auch wirtschaftlich verbunden.

Reckhammer und Blashütte
Reckhammer und Blashütte 1835

Eisenhammer Tiefenbach

Um aus dem in der Blashütte erzeugten Roheisen ein schmiedbares Eisen zu machen, wurde es im Hammerwerk im Frischfeuer erhitzt und in Stangen ausgeschmiedet. Diese Eisenstangen waren das Material für weiterverabeitende Firmen. Der Handel lag in der Hand von Fuhrleuten. Jung-Stilling schreibt dazu:

Die Siegerländer verfertigen ihr Stabeisen und stellen es an die Wand und so gleichsam zum Verkauf hin. Zwischen dem Herzogtum Berg und dem Nassau-Siegenschen liegt das Sauierland. Es ist sehr unfruchtbar und bringt nur Hafer zum Futter der Pferde hervor, sodass also also den dortigen Bauern das Pferdehalten nicht schwer wird. Diese sind nun eigentlich alle Eisenhändler; besonders diejenigen, welche um die Landstraße wohnen. Ein jeder hat nun ein Kapitälchen von dreissig bis fünfunddreißig Reichsthaler, womit er seinen Handel fortzusetzen im Stande ist.
Des Morgens schirrt er sein Pferd an, nimmt sein Geld und fährt nach Nassau. Dort kauft er sich, wo er will, eine Karre Eisen. Mit dieser fährt er am selbigen Tag noch nach Hause, damit er die Nacht mit seinem Pferde wieder in eigener Kost sei. Des anderen Morgens fährt er mit dem Eise fort. Abends kommt er an ein Wirtshaus auf der Bergischen Grenze, wo er übernachtet. Den dritten Tag fährt er ins Bergische, verkauft sein Eisen und kehrt wieder zurück bis an das gedachte Wirtshaus. Am vierten Tage kommt er wieder zu Hause an.


Den Eisenhammer Tiefenbach gab es wahrscheinlich schon so lange wie die benachbarte Tiefenbacher Blashütte, also mindestens seit dem 15.Jahrhundert. Über die frühe Zeit wissen wir nicht viel. 1846 wurde der Hammer abgerissen. In seiner langen Betriebszeit hat er ausschließlich Stabeisen produziert. Im Jahr wurde an 240 Tagen gearbeitet. 16 Stunden war die Schmiedezeit pro Tag, manchmal auch 24 Stunden. Die Belegschaft umfasste in den letzten Jahren 15 Arbeiter.
Reckhammer und Walze
Reckhammer und Walze 1835

Drahtzieherei Tiefenbach

Anfang des 19.Jahrhunderts betrieb die Firma Achenbach & Hövel beim Eisenhammer eine kleine Drahtzieherei, die aber keine größere wirtschaftliche Bedeutung bekam.

Schraubenfabrik Tiefenbach

1817 kam zu der Drahtzieherei noch die Produktion von Holzschrauben. Die Belegschaft bestand 1820 aus 9 Arbeitern.

Walz- und Puddelwerk

Die Firma Achenbach & Hövel [A&H] in Haardt baute Anfang der 1880er Jahre auf dem Gelände des alten Eisenhammers ein Walz- und Puddelwerk. Die Achenbachs stammten ursprünlich aus Kaan-Marienborn, waren innovative und erfolgreiche Unternehmer und nahmen neue technische Entwicklungen auf. Der Puddelofen hatte das Frischfeuer ersetzt und so konnte mehr und besseres Eisen erzeugt werden. Durch das Walzwerk wurde die Herstellung von Blechen möglich, bis heute eine Siegerländer Spezialität. A&H wurde Ende der 1850er Jahre von der Weidenauer Firma Menne & Co übernommen. 1897 wurde das Werk geschlossen.

Kleineisenwerk Tiefenbach, Fritz Wrede

Auf den Flächen des ehemaligen Walz- und Puddelwerkes ließ Wrede die alten Gebäude abreißen und errichtete neue, moderne Hallen für die Herstellung von Nieten.
Nietenfabrik
Nietenfabrik
Mit der Nietenfabrikation war die Umstellung von der eisenschaffenden Industrie in die eisenverarbeitende Industrie, wie beim vormaligen Walzwerk, gelungen. Mit der Produktion von Blechen und Nieten waren hier am Ort die Grundlagen für die Herstellung großer Stahlkonstruktionen gegeben. Mit der Inflation 1923 und den sich anschließenden Krisenjahren bekam die Firma Probleme. 1938 wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht. Die Verwendung von Nieten ging zurück, das Schweißen verbreitete sich im Stahlbau. Dr. Ernst Menne entwickelte die autogene Brenntechnik. Dadurch lassen sich Bleche leicht zurecht schneiden. Sein Bruder betrieb damals das Puddelwerk in Tiefenbach.

Entwicklung nach dem 2.Weltkrieg

Die Firma Josef Fischer GmbH begann 1950 mit Blechzuschnitten. In den 1960er Jahren wurden neue Hallen erstellt, heute an ihren roten Klinkerfasaden erkennbar. Als 1970 das Werk für Trapezprofile in Deuz eröffnet wurde, endete die Produktion in Dreis-Tiefenbach.
In einem kleinen Steinbruch, direkt an der Straße, eröffneten zwei Brüder die Gebr. Kunze OHG im Jahre 1947. Aus dieser sehr einfachen Werkstatt ist die Firma Kunze in der Ausstraße entstanden, die Werkzeuge in CNC-Technik herstellt.