Alter Backes     

Ein digitaler Infopunkt des Heimatvereins "Alte Burg" Dreis-Tiefenbach e.V.


Am rechten Bildrand ist ein kleines Gebäude zu erkennen. Es ist ein Backhaus, „Backes“, wie man hier sagt. 1562 wurde verfügt, dass in allen Dörfern aus Brandschutzgründen öffentliche Backhäuser gebaut werden sollten. Diese standen meist etwas abseits der Wohnbebauung. Das war auch hier der Fall. In Dreisbach gab es drei Backeser, in Tiefenbach zwei. 1960 waren nur noch zwei betriebsbereit, darunter der im Bild, der „Backes a dr Säj“. Der Vorgänger stand 1905 dem Bau der Kleinbahn im Wege und so wurde der neue ein Stück höher an der Böschung gebaut. Wilhelm Schäfer berichtet:

Zu jedem Backes gehörte eine Nachbarschaft. Gewöhnlich hatten zwei Nachbarn zusammen einmal wöchentlich ihren Backestag. Ein berufsmäßiger Bäcker war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Dörfern unbekannt. Der Brotteig wurde von den Hausfrauen bereitet. Da gab es Brot aus Roggenmehl. Für die Feiertage wurden Kastenkuchen gebacken aus Weizenmehl, von denen gewöhnlich einer Rosinen aufzuweisen hatte.
Im Herbst trocknete im Backes der Flachs und er wurde auch gleich an Ort und Stelle gebrecht und geschwungen. Dabei gab es fröhliche Stunden für jung und alt, die beliebten „Kaffeebrächen“. Auch Birnen wurden im Backofen zu Hutzeln und Hafer zu „Breimöhl“ getrocknet. Ohne Backes hätte es demnach keine Hafersuppe und auch keine Nachspeise gegeben. Der Gemeinde ersetzte der gute Backes das Obdachlosenasyl, denn fahrendes Volk, Mäckeser, Schirm- und Mannenflicker waren ständige Gäste, und so manch einer von ihnen hat im Backes das Licht der Welt erblickt.

Der Backes von 1905 hat nicht überlebt. Im Zuge von Straßenbaumaßnahmen ist er verschwunden, wie alle Backeser in Dreis-Tiefenbach. Vermisst werden sie nicht.